strandgut
Donnerstag, 6. März 2003
Der Traum vom Fernsehen

Ein Kopfnicken ist immer das Beste.
Nicht zuwenig und auch nicht zuviel.
Ich meine wer verlangt schon, dass der Kunde dem freundlich begegnet, der
ihm schon wenige Sekunden später Münze um Münze aus der Tasche zieht.
Schon gar nicht, wenn dieser jemand in einer Kluft aus weiß und
wurstradlfarbenem Rosa steckt. Mit Namensschild.
Frau Raschka beäugt den jungen Mann in Schwarz, der Kurs auf die Kassa
nimmt. Ein edles Stück Anzug, glänzende Schuhe, offener Hemdkragen, keine
Krawatte, scharfe Bügelkante. Wahrscheinlich von D&G, sie hat fast die selbe
Ausgabe neulich in der Werbung gesehen.
Die Ware kommt am Fließband zum Liegen.
Semmel mit Schinken. Irgendwie hätte man sich schon was anderes erwartet.
Entweder totales Ignorieren oder Abschätzen.
Spott selten, aber doch.
Frau Raschka rechnet mit einer der Möglichkeiten.
Der junge Mann in Schwarz mit offenem Hemdkragen lächelt, als Frau Raschka
ihm das Geld aushändigt.
Die Geldbörse ist schwarz, Leder. Sie duftet sicher gut, wenn man sie sich
ganz nah unter die Nase hält.
Der junge Mann in Schwarz hat gelächelt. Langsam sickert es zu Frau Raschka
durch. Er hat sie angelächelt.
Später, im Spiegel, wird sie sich anschauen und beschließen, wieder zum
Friseur ums Eck zugehen. Der ist zwar schweineteuer, da gehen die Tageslöhne
minutenweise dahin, aber da war sie letzte Woche auch und vielleicht...
Der junge Mann ist schnell die Stiegen hinauf und aus der Tür hinaus.
War da ein kurzes Zögern?
Er wird wiederkommen, Frau Raschka weiß es genau.
Und später werden sie ganz oben sitzen, am Abend, mit Wein, in diesem
Gebäude, dass nur aus Glas besteht.
Und was für ein Kleid sie anhaben wird.
Wenn er sie später zu sich nachhause einlädt, wird er weiß-rosa mit
Namensschild schon vergessen haben, so schön wird sie sein.
Frau Raschka kann es kaum erwarten nachhause zu kommen und den Fernseher
einzuschalten.
Wie jeden Abend, in weiß-rosa, mit Namensschild.

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Last modified: 04.12.02, 18:23
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