strandgut
Dienstag, 8. April 2003
A dicka Schädl

Wenn Sie die Wörter Steinbruch und Steinhauen hören, woran denken sie? Falls ihr erster Gedanke zum Pyramidenbau und den Ägyptern tendierte, liegen sie leider falsch. Nun, natürlich nicht immer, aber in diesem speziellen Fall schon. Steinhauen in Rust war nämlich eines der Projekte, die diese Schule so außergewöhnlich machen. Schon allein die Anreise war alles andere als konventionell. Anstatt mit Zug oder Bus bis zu unserem Quartier zu fahren, verließen wir weit vor der Hälfte der Strecke den Zug und setzten unsere weitere Reise mit dem Rad fort. Dies war zwar ein guter Ausgleich zu unserem, sonst meist eher unsportlichem Tagesablauf, aber dafür waren wir danach teilweise so fertig, dass an andere Hochtrabende Leistungen(??????) an diesem Tag nicht mehr zu denken war. Doch schon am nächsten Tag in der früh bestiegen wir unsere Drahtesel schon wieder, um uns, zum etwas außerhalb des Dorfes gelegenen Steinbruch zu begeben. Dort mussten wir unter tausenden von Steinen in verschiedenen Farben, Größen und Härten den für uns richtigen finden und das noch bevor ein anderer denselben Stein als den „richtigen“ ausgewählt hatte. Nach einigem Hin und her, hatte dann jeder seinen Stein und einen gemütlichen Sitzplatz irgendwo im Steinbruch und die Arbeit konnte beginnen. Mit hocherhobenem Hammer, zielsicher auf den Meisel gerichtet begannen wir dann die Arbeit an den Steinen, was zumindest mir einen blauen Daumen und die Erkenntnis beschert hat, dass es besser ist oft und genau als fest und „zielsicher“ zuzuschlagen. Wegen der brütenden Hitze, die im Steinbruch zeitweise herrschte, trieb es einige von uns in den Schatten der nahe gelegenen Bäume, die zwar nur spärlich aber doch Schutz vor der Sonne boten. Da diese Plätze jetzt besetzt waren, wurde die Arbeit für uns andere kurzzeitig sogar manchmal zur Qual und nur dank dem gutem zureden(drängen) von unserem künstlerische Betreuer und dank längerer Pausen waren wir motiviert genug, dennoch weiter zu arbeiten. Unser künstlerischer Betreuer im Steinbruch war Wolfram „Wulli“ Weh, der uns mit Ratschlägen, gutem zureden und „Änderungswünschen“ unterstützte und auch schon in Wien mit uns gearbeitet hatte.
Doch leider wurde unsre Künstlerische Arbeit von zwei Schatten verdunkelt, die wie ein Damoklesschwert über uns hangen: Prüfungen. Und zwar nicht irgendwelche Prüfungen. Nein ausgerechnet Mathe und Englisch waren schon bedrohlich nahe gerückt, was uns daran hinderte, den ganzen Tag im Steinbruch zu sein und uns täglich so gegen 3 zurück zu unserem Quartier trieb, wo wir regulären Unterricht (Übungsstunden) mit unsere Mathe- und Englischlehrerin hatten. So ging es die ganze Woche weiter, künstlerische- und Schulische Arbeit unter Tags und ausgelassene Stimmung (nach einem kurzen, eher nicht genehmigten Heurigenbesuch) des Nachts. Das Ergebnis der zehn Tage: Ein dicker Schädl.

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