Operation Blindflug
janthfu
20:11h
Gestern, 20.15 Uhr, 3sat:
„Operation Blindflug – Das Versagen der US-Agenten“ In dieser wirklich sehr interessanten Dokumentation über Osama Bin Laden und die Al Kaida erfuhr ich einige Dinge, die ich an dieser Stelle gerne an euch weitergeben möchte. Der genauen Details der 1-stündigen Reportage entsinne ich mich nicht mehr, jedoch das Wesentliche habe ich behalten:
Das Ganze beginnt in Saudi Arabien. Die goldenen Zeiten des erdölreichsten Staates der Welt (25% der Weltreserven!) liegen bereits Jahrzehnte zurück. Heute hat das Königreich einen größeren Schuldenberg als sein BIP (=Bruttoinlandsprodukt) hoch ist. Ein Drittel der Einnahmen aus dem Geschäft mit dem schwarzen Gold gehen in die Kasse des Königshauses. Dieses, bestehend aus tausenden (miteinander verwandten und natürlich männlichen) Mitgliedern, lebt in Saus und Braus, ganz nach westlichen Standards. Die Scheiche machen die Gesetze, Anspruch auf die Menschenrechte hat in diesem Land niemand. In den 80ern gab es erste Demonstrationen der größtenteils armen Bevölkerung gegen die Privilegien der Oberschicht und deren verschwenderisches Leben; Untergrundbewegungen schossen mit einem Mal zahlreich aus dem Boden. Sie richteten ihren Hass gegen die gesamte westliche Welt und den Lebensstil der „ungläubigen“ Menschen die dort lebten.
Soweit ich mich erinnern kann, war eine dieser Formationen schon damals die Al Kaida, zumindest aber gab es bereits einen Vorläufer dieser Organisation. Sie gewann eine enorme Anhängerschaft, begann sich zu formieren und rief zum Dschihad, zum heiligen Krieg auf. Ein Mann tat sich damals besonders hervor und erfreute sich immer größer werdender Beliebtheit – Osama Bin Laden.
Natürlich wurde das Saudische Königshaus auf ihn aufmerksam und Bin Laden musste in den Sudan ins Exil. Im größten und zugleich einzigen islamischen Land Afrikas hatte sich kurz zuvor das Militär an die Macht geputscht. Das Land war von Armut gebeutelt und so kam der reiche Bin Laden als freigiebiger, ebenfalls islamischer Investor dem Staat und der Bevölkerung gerade richtig. Bald ließ er Straßen und große staatliche Gebäude, sowie Hotels errichten und durfte sich abermals großer Beliebtheit erfreuen. Seine Anhänger kamen sowohl aus der Politik, als auch (und das insbesondere) aus der Bevölkerung. Er predigte seine radikalen Einstellungen, ließ Kampftruppen ausbilden und konnte so im Laufe der Zeit seine eigene Armee von „Gotteskriegern“ aufstellen.
Nun war Osama Bin Laden auch dem Sudan nicht mehr ganz geheuer und so begann der Sudanesische Geheimdienst gegen ihn zu ermitteln. Ich glaube das war im Jahre 1998. Der Geheimdienst trug allerhand Informationen über ihn, seine Bekannten und wichtigen Kontakte zusammen, zeichnete Telefongespräche auf und so weiter und so fort. Am Ende gab es eine lange, lange Liste, auf der nahezu jeder Kontakt Bin Ladens verzeichnet war. Diese Liste wollte der Sudan den USA zukommen lassen, da Osamas contra-westliche Einstellung hinlänglich bekannt war und eine Bedrohung (besonders für die USA) abzusehen war. Trotz der schlechten Beziehungen zwischen dem Sudan und den Vereinigten Staaten, wollte der Sudanesische Geheimdienst die USA in das weitere Vorgehen miteinbeziehen, um gemeinsam die weiteren Schritte gegen Osama Bin Laden einzuleiten.
Der Sudanesische Außenminister bat sowohl dem CIA (Central Intelligence Agency) und dem FBI (Federal Bureau of Investigation), als auch Bill Clinton persönlich mehrmals die gesammelten Informationen zur Durchsicht an und legte ihnen nahe, sie mögen den Sudan in dieser Sache bitte unterstützen – ohne Erfolg. Er wartete Monate lang vergeblich auf eine Antwort aus Washington. Die Beziehungen zwischen den zwei Staaten waren zu gespannt, die USA übergingen schlichtweg die Schreiben der Sudanesischen Regierung.
Sechs Wochen darauf flogen zwei Amerikanische Botschaften in Afrika fast zeitgleich in die Luft. Dabei kamen insgesamt 12 US-Amerikaner und mehrere Afrikaner ums Leben, über 500 Menschen wurden verletzt. Wie sich später herausstellte, waren die beiden Anschläge von der Al Kaida verübt worden. Selbst nach diesen schweren Schlägen für (bzw. eigentlich: gegen) die Vereinigten Staaten, kam lediglich ein kurzes Ablehnungsschreiben der US-Regierung: man könne sich derzeit mit diesen Sachen nicht beschäftigen, man habe einen Wahlkampf zu führen.
Auch nach wiederholtem Bitten und Drängen des Sudans tat sich nichts – am 11. September 2001 bekamen die Amerikaner die Quittung!
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