strandgut
Samstag, 1. November 2003
Leere Tage

Es gibt so Tage, an denen möchte man einfach NICHTS tun.

Man wacht in der Früh auf und ohne die Augen auch nur einen Spalt breit geöffnet zu haben, weiß man: alles ist scheiße! Obwohl doch Wochenende ist!

Der Geschmack im Mund ist scheiße!
Die Zimmerluft ist scheiße!
Das Wetter ist scheiße!
Das Samstag-Fernsehprogramm ist scheiße!
Das Kinoprogramm ist scheiße!
Das Buch, in dem man schon 400 Seiten gelesen hat ist scheiße!
Die Musik, die aus dem Radio kommt ist scheiße!
Computerspiele sind scheiße!
Der Druck auf der Blase ist scheiße!
Und jetzt aufzustehen und ins Bad zu gehen ist überhaupt das Beschissenste!
Also denkt man sich: „heute werde ich ausschlafen“ und bleibt liegen… und man liegt… und man liegt!
Und schlussendlich denkt man sich: Schlafen ist scheiße, steht auf und geht seine Blase entleeren!

Anschließend geht man in die Küche; dort trifft einen der Schlag bei Betrachtung des Geschirrberges. Abwaschen ist scheiße! Man dreht die schlechte Musik auf die höchste Stufe und schüttet kalten Kaffee von vor zwei Tagen in sich hinein. Von dem Mundgeruch wird einem selbst schon schlecht.
Man reißt den Balkon auf, eisige Luft prallt einem entgegen. Man tritt in den strömenden Regen, streckt sich. Irgendwo lacht jemand über die Morgenlatte. Fast möchte man auch lachen; stattdessen zieht man die Mundwinkel noch tiefer.

Man stellt sich unter die heiße Dusche und wäscht sich den Schweiß der Nacht vom Körper. Irgendetwas musste man am Vortag gegessen haben, wovon man jetzt noch aufstoßen muss. Plötzlich wird das Wasser kalt, der Heißwasservorrat ist ausgegangen. Mit eingeschäumten Haaren steht man zitternd vor Kälte in der Dusche, durchs offene Fenster fegt ein Windstoß ins Badezimmer.

In einen alten kack-braunen Bademantel gehüllt, die erste Zigarette rauchend, setzt man sich vor den Fernseher: „Herzblatt“, „Klingendes Österreich“, „Knusprige Ente scharf“, „7 Tage - 7 Köpfe“, „Hausmeister Krause“, „Die dümmsten Seitenspringer der Welt“, „Was bin ich?“,…
Ja, was ist man?
Oder noch besser: was isst man?
Der erste Hunger rührt sich und der Eiskasten ist leer, man lässt sich was vom Chinesen kommen. Wenn das Essen dann endlich da ist, sind die Glasnudeln kalt und der Chinese unfreundlich. Zumindest spart man sich das Trinkgeld.

Jetzt ziehen noch mehr schwarze Wolken heran. Sie bringen den ersten Schnee. Den restlichen Tag wird man wohl in irgendwelchen Journalen blättern, Radio hören, Fern sehen und in die Ferne sehen… durch die Fensterscheibe und den Regen auf die anderen Leute hinabschauen, Leute deren Tag wahrscheinlich auch LEER ist…

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