strandgut
Dienstag, 20. Mai 2003
Die sms, geschichtlich erläutert

Warum schreibt alle Welt sms?
Eine Erläuterung in vier Punkten:
Wir beginnen unsere Ursachenforschung im Ursprung: im Mittelalter, der Wurzel vielen Unheils.
Schon damals, im schwarzen Zeitalter, sendeten reiche Fürsten und andere adelige Geschöpfe lieber Boten aus, als persönlich deren Vorhaben zu deklarieren. Natürlich, meist handelte es sich um eine Kriegserklärung, einen Vierteilungsbefehl oder sonstige unangenehme Botschaft. Trotzdem, die gewisse Zivilcourage dies persönlich mitteilen zu können wäre doch möglich gewesen aufzubringen.
Auch die ärmere Gesellschaft hielt oft den „Persönlichkeitskontext“, wie wir ihn jetzt vorübergehend nennen, nicht ein. Robin Hood zum Beispiel schickte seine Botschaften stets via Pfeilpost, zerstörte nebenbei etliche Fenster, platzte damit unangemeldet mit dem Kopf durch die Tür. Auch nicht die feine Art

Wir sind nun bei unserem ersten Anhaltspunkt angekommen: Unangenehme Botschaften überbringt man nicht gerne persönlich.

Gehen wir weiter vorwärts in der Geschichte, treffen wir auf einen allzu überheblichen Mann, der offenbar auch kein Freund der Botschaften war. Kurzerhand meinte er also: „Der Staat bin ich“, und entledigte sich somit sämtlicher innerpolitischer Konferenzen. Schließlich war er ja der Staat.

Hier haben wir den zweiten Anhaltspunkt: Man macht es sich gerne leicht.

Richten wir unseren Blick nun auf die Südsee. Oft strandeten dort unglückliche Seefahrer auf einsamen Inseln, bestückt jediglich mit ihrem letzten Hab und Gut: Einer verschließbaren, wasserdichten Flasche und einem Blatt Papier. Komischerweise dachten solch kenternde Seefahrer eher selten an etwas Essbares zum mitnehmen. Oft waren es jedoch einäugige Piraten, die nicht so gut sahen. Diese gestrandeten Inselbewohner verschickten oft eine Hilfebotschaft, in dem sie ihr Klagen in einer Flasche verstauten und diese über die sieben Weltmeere schickten. Filmkontext reif fand diese dann, nur zwei Tage später, eine wunderschöne Frau am Strand, segelte zu der Insel, und die beiden Flaschenvereinigten wurden ein Paar. Das jedoch ist eine andere Geschichte.

Der dritte Anhaltspunkt also: Botschaften werden oft aus einer misslichen Lage heraus verschickt.

Wir alle kennen Dagobert Duck, den weltbekannten Geldspeicherbesitzer. Dem einen oder anderen ist vielleicht auch zu Ohren gekommen, dass er ein wenig sparsam ist. Aus dem Grund verschickt er ganz spezielle Botschaften. Möchte er seinen leidgeplagen Neffen Donald und seine überschlauen Großneffen Tick, Trick und Track zu sich ordern, nimmt er eine besondere Gerätschaft zur Hand. Wie schon in Beispiel eins erörtert, benutzt auch Herr Duck einen schleuderartigen Mechanismus, mit dem er zielgenau einen Stein mit Botschaft in den Garten von Herrn Donald katapultiert. Dieser ist, wie man sich vorstellen kann, höchst erfreut darüber, und begibt sich auf schnellstem Weg zum Geldspeicher. Herr Dagobert hat sich somit einen Fußweg erspart.

Punkt Vier: Botschaften werden oft aus Sparsamkeitsgründen unpersönlich überbracht. (siehe: „Ruf mich zurück, hab kein Guthaben mehr“)

Wie wir sehen, ist das Auftreten von Millionen täglich versendeter sms keineswegs eine Neuerscheinung, sondern kann schon auf das Mittelalter, auf die Grundzüge der Menschlichkeit, verwiesen werden.

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