strandgut
Dienstag, 27. Mai 2003
Die Einladung Teil I

Als ich zum ersten Mal davon hörte, war ich mehr als verwundert. Der Brief, rotgefärbt, erreichte mich relativ spät. Das Gelesene war zur Hälfte unentzifferbar, das, was ich herausfiltern konnte, mir unverständlich. Und doch weckte es einen Drang in mir, ein Wollen, fast ein Müssen des Gehens. Gehen, wohin? Weg!
Ich musste mich jedoch gedulden. Die Einladung zur, so wurde es geschrieben: Lösung der Frage, erfolgte erst auf morgen Nacht. Die „Lösung der Frage“ war eigentlich das, worauf schon so vieles hindeutete. In der Bahn, im Geschäft, in jeden Raum in den ich mich begab kam es mir vor, als wüssten es alle. Wissen, was?
Meine Vergangenheit? Mein Begehren? Mein Geheimnis? Nein.

Ich wusste zum damaligen Zeitpunkt nicht, um welche Lösung es sich handelte, ja nicht einmal um welche Frage. Ab der ersten Zeile dieses, jetzt schon purpurn gefärbten, Briefes umgab mich jedoch etwas wie ein Bann. Der Bann des Hinmüssens, des nicht Nachdenkens, des Sinnlosen. Und ich hatte noch 20 Stunden bis zum Treffen! Jedes frühere Erscheinen würde bestraft, hieß es.

Ich kämpfte. Die Zeit die vergehen musste, war, wie als ob eine gigantische Last auf mir lag. Sie wurde nicht kleiner. Sie zwang mich zu Boden, ließ mich dort liegen, half mir nicht mehr auf. Ich wusste nicht, für was es galt. Natürlich hatte ich Vermutungen, doch diese waren unbestätigt, ja unmöglich. Es konnte nicht sein.

Dieser Brief war, wie schon beschrieben, rot gefärbt als ich ihn erhielt. Doch noch mehr war sonderbar. Ein schwarzes Wachssiegel verschloss das Schreiben, trennte den Umschlag vom Geschriebenen. Nach mehreren Anstrengungen gelang es mir schließlich, das Siegel unbeschädigt von dem restlichen Briefe zu lösen. Innen befand sich Pergament. Es schien alt zu sein, sehr alt. Ich dachte noch, es sei ein Scherz, von einem der Gesellen. Denen fiel ständig jeglicher Unsinn ein. Doch ich fehlte. Als ich das Geschriebene las umgab mich ein Schauer. Grundlos eigentlich, wovor sollte ich Angst haben? Ich, ein gestandener Mann, wovor hätte ich mich zu fürchten? Finanziell war ich mehr als gut abgesichert. Ein sicheres, gut gehendes Geschäft war das meinige. Ich hatte Freunde und keine Feinde.
Ich konnte nicht fliehen vor dem Wahn. Was wollte ich? Sitzen bleiben, auf diesem, viel zu teuer gekauftem, Fauteuil? Oder mich losreißen? Glauben, was ich hier las, oder wissen?
Es ging nicht aus meinem Kopf: 20 Stunden! 20 Stunden! 20 Stunden!
Ich übergab mich.

Am nächsten Tag erwachte ich. Den bitteren Geschmack meines Erbrochenen noch im Rachen, fand ich mich auf dem Balkon wieder. Mein Hemd war in Stücke zerrissen, ich fand vereinzelt Schürfwunden an meinem Körper. Mein Rücken schmerzte. Die Erde der zerbrochenen Blumentöpfe, der tröpfelnde Regen der auf mich fiel und die restliche Kotze in der ich lag bildeten einen Sud, der widerlich war. Ich wollte mich entfernen, war es möglich? Oder träumte ich noch?
Was ich erlebte schien surreal, was ich fühlte, allzu echt.
Mein Kopf hämmerte. Es war wie wenn ich geteilt wäre. Eine Seite wollte gehen, die andere sagte Nein. Es war körperlich nicht möglich. Die Schmerzen waren zu groß.
Noch 4 Stunden.

Fortsetzung folgt..

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