Herbert kam schlecht gelaunt wie immer von der Arbeit heim. Eigentlich hatte er ja einen ganz guten Tag gehabt, der Vorarbeiter musste früher weg und er und die anderen Arbeiter genehmigten sich auf der Baustelle noch ein Bierchen, er war mehr aus Gewohnheit schlecht gelaunt und war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache. Aber wenn er gut gelaunt von der Arbeit heimkäme, ausgeruht und fröhlich, könnte seine Frau noch glauben er Arbeite nicht hart um sie zu erhalten oder ihn gar fragen ihr im Haushalt zu helfen!
So aber ließ er sich mit einem missgelaunten Grunzen ins abgewetzte Fauteuil fallen, holte tief Luft und forderte lautstark das ihm zustehende Bier ein. Er drehte den Fernseher ein und regte sich halbherzig über das schlechte Programm auf um, als seine Frau mit dem Bier erschien, keinen zu zufriedenen Eindruck zu machen. Auf die Frage, wie sein Tag gewesen sei, grunzte er nur, und als ihn seine Frau ihn nach dem Essen fragte, ob er schon wieder in dieses entsetzliche Beisl gehen wolle, bekam er einen recht überzeugenden Tobsuchtsanfall.
Er mochte das Beisl am Eck in Wirklichkeit gar nicht, im Grunde seines Herzens verabscheute er den kleinen nach Bier und sauren Schweiß stinkenden Raum, in den er sich allabentlich begab, um, umgeben von einem Rudel anderer Männer, einen Fernseher anzubrüllen er solle den verdammten Ball abgeben oder schneller laufen, doch er konnte sich nicht dazu aufraffen, die Lethargie zu durchbrechen, sich eine andere Beschäftigung zu suchen, sich von der Masse abzuheben. Der Gedanke an Individualität, die Angst vor dem Anderssein, davor, eigene Entscheidungen zu treffen lähmte ihn, fesselte ihn an seine Gewohnheit...
Herbert war ein Herdentier und würde eins bleiben.