strandgut
Dienstag, 2. September 2003
Operation Blindflug

Gestern, 20.15 Uhr, 3sat:
„Operation Blindflug – Das Versagen der US-Agenten“

In dieser wirklich sehr interessanten Dokumentation über Osama Bin Laden und die Al Kaida erfuhr ich einige Dinge, die ich an dieser Stelle gerne an euch weitergeben möchte. Der genauen Details der 1-stündigen Reportage entsinne ich mich nicht mehr, jedoch das Wesentliche habe ich behalten:
Das Ganze beginnt in Saudi Arabien. Die goldenen Zeiten des erdölreichsten Staates der Welt (25% der Weltreserven!) liegen bereits Jahrzehnte zurück. Heute hat das Königreich einen größeren Schuldenberg als sein BIP (=Bruttoinlandsprodukt) hoch ist. Ein Drittel der Einnahmen aus dem Geschäft mit dem schwarzen Gold gehen in die Kasse des Königshauses. Dieses, bestehend aus tausenden (miteinander verwandten und natürlich männlichen) Mitgliedern, lebt in Saus und Braus, ganz nach westlichen Standards. Die Scheiche machen die Gesetze, Anspruch auf die Menschenrechte hat in diesem Land niemand. In den 80ern gab es erste Demonstrationen der größtenteils armen Bevölkerung gegen die Privilegien der Oberschicht und deren verschwenderisches Leben; Untergrundbewegungen schossen mit einem Mal zahlreich aus dem Boden. Sie richteten ihren Hass gegen die gesamte westliche Welt und den Lebensstil der „ungläubigen“ Menschen die dort lebten.
Soweit ich mich erinnern kann, war eine dieser Formationen schon damals die Al Kaida, zumindest aber gab es bereits einen Vorläufer dieser Organisation. Sie gewann eine enorme Anhängerschaft, begann sich zu formieren und rief zum Dschihad, zum heiligen Krieg auf. Ein Mann tat sich damals besonders hervor und erfreute sich immer größer werdender Beliebtheit – Osama Bin Laden.
Natürlich wurde das Saudische Königshaus auf ihn aufmerksam und Bin Laden musste in den Sudan ins Exil. Im größten und zugleich einzigen islamischen Land Afrikas hatte sich kurz zuvor das Militär an die Macht geputscht. Das Land war von Armut gebeutelt und so kam der reiche Bin Laden als freigiebiger, ebenfalls islamischer Investor dem Staat und der Bevölkerung gerade richtig. Bald ließ er Straßen und große staatliche Gebäude, sowie Hotels errichten und durfte sich abermals großer Beliebtheit erfreuen. Seine Anhänger kamen sowohl aus der Politik, als auch (und das insbesondere) aus der Bevölkerung. Er predigte seine radikalen Einstellungen, ließ Kampftruppen ausbilden und konnte so im Laufe der Zeit seine eigene Armee von „Gotteskriegern“ aufstellen.
Nun war Osama Bin Laden auch dem Sudan nicht mehr ganz geheuer und so begann der Sudanesische Geheimdienst gegen ihn zu ermitteln. Ich glaube das war im Jahre 1998. Der Geheimdienst trug allerhand Informationen über ihn, seine Bekannten und wichtigen Kontakte zusammen, zeichnete Telefongespräche auf und so weiter und so fort. Am Ende gab es eine lange, lange Liste, auf der nahezu jeder Kontakt Bin Ladens verzeichnet war. Diese Liste wollte der Sudan den USA zukommen lassen, da Osamas contra-westliche Einstellung hinlänglich bekannt war und eine Bedrohung (besonders für die USA) abzusehen war. Trotz der schlechten Beziehungen zwischen dem Sudan und den Vereinigten Staaten, wollte der Sudanesische Geheimdienst die USA in das weitere Vorgehen miteinbeziehen, um gemeinsam die weiteren Schritte gegen Osama Bin Laden einzuleiten.
Der Sudanesische Außenminister bat sowohl dem CIA (Central Intelligence Agency) und dem FBI (Federal Bureau of Investigation), als auch Bill Clinton persönlich mehrmals die gesammelten Informationen zur Durchsicht an und legte ihnen nahe, sie mögen den Sudan in dieser Sache bitte unterstützen – ohne Erfolg. Er wartete Monate lang vergeblich auf eine Antwort aus Washington. Die Beziehungen zwischen den zwei Staaten waren zu gespannt, die USA übergingen schlichtweg die Schreiben der Sudanesischen Regierung.
Sechs Wochen darauf flogen zwei Amerikanische Botschaften in Afrika fast zeitgleich in die Luft. Dabei kamen insgesamt 12 US-Amerikaner und mehrere Afrikaner ums Leben, über 500 Menschen wurden verletzt. Wie sich später herausstellte, waren die beiden Anschläge von der Al Kaida verübt worden. Selbst nach diesen schweren Schlägen für (bzw. eigentlich: gegen) die Vereinigten Staaten, kam lediglich ein kurzes Ablehnungsschreiben der US-Regierung: man könne sich derzeit mit diesen Sachen nicht beschäftigen, man habe einen Wahlkampf zu führen.
Auch nach wiederholtem Bitten und Drängen des Sudans tat sich nichts – am 11. September 2001 bekamen die Amerikaner die Quittung!

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Dienstag, 27. Mai 2003
Ein Leben für die Grundrechte

Montag, drei Uhr Nachmittags. Eine weitere Unterrichtseinheit beginnt. Es sollte die letzte dieses Tages sein und nichts deutet auch nur ansatzweise auf eventuelle Schwierigkeiten hin. Das Fach ist keines derer, die bei mir besondere Schwerfälligkeit hervorrufen und der Gedanke an einen entspannten Tagesausklang ist präsenter denn je. Schließlich geht es gar soweit, dass ich den folgenden eineinhalb Stunden mit Freude und Erwartung entgegenblicke. Die ersten fünfundvierzig der insgesamt neunzig Minuten verlaufen ganz nach meiner Vorstellung. Mein Wohlbehagen nimmt mit dem Verstreichen der Minuten zu, bis eine erhobene Stimme die Situation schlagartig ändert. Ich blicke mich einen Moment um und sehe erwartungsgemäß meine Mitschäler, die ihre Aufmerksamkeit weitestgehend der Lehrkraft widmen. Als diese nun meinen Sitznachbarn darauf aufmerksam macht, wenn er schlafen wolle, so solle er das doch draußen tun, bewegt mich das zu einer kurzen Wiederaufnahme der vergangenen fünf Minuten. Schließlich stelle ich etwas verwundert fest, dass ich mir lediglich einen Bruchteil von jenem Zeitraum in Erinnerung rufen kann. So komme ich nach angestrengtem Überlegen zu dem Schluss, dass es mir ähnlich ergangen sein muss, wie meinem Sitznachbarn. Um dem Vortragenden finstere Blicke und weitere mahnende Worte zu ersparen, entschließe ich mich, die verbleibende Zeit vor Konzentration strotzend zu verbringen. Haltung annehmen, sozusagen. Diesem, im Prinzip durchaus lobenswerten Ansatz steht jedoch eine schier unüberwindlich scheinende Schlaftrunkenheit gegenüber. Für einen Augenblick fallen mir jene Getränke ein, die für ihren hohen Koffeingehalt bekannt sind. Wenig später wird mir jedoch klar, dass es in dieser Situation unmöglich ist, ein solches Energiegebräu zu erstehen und verwerfe den Gedanken wieder. Ein an sich interessanter Unterricht und der, sich daraus ergebende Widerwille etwas zu versäumen, machen es mir schwer, mich gehen zu lassen. Die Kluft zwischen Moral und Grundbedürfnis vergrößert sich zunehmend. Es gibt eine Alltagsweisheit die besagt, dass man gerade dann einschläft wenn man krampfhaft versucht wach zu bleiben. Dem habe ich in meiner derzeitigen Lage nichts entgegenzusetzen. Blicke auf einen Lehrer, der im Begriff ist, jeden Moment warnende Worte an mich zu richten, rufen zusätzlich eine ungemeine Stresssituation meinerseits hervor. Etwa eine halbe Stunde vor Unterrichtsende entschließe ich mich, meinen seelischen Qualen ein Ende zu bereiten und verlasse wortlos den Raum.

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Warum liest die heutige Jugend keine Bücher mehr?

Ich persönlich würde die in dieser Frage steckende Behauptung nicht wagen. Denn ein sehr großer Teil unserer Generation, zu dem ich mich auch zählen würde, liest Bücher. Es gibt nur eine möglicherweise wachsende Gruppe von Menschen, die gar nicht lesen. Das ist aber eigentlich nicht verwunderlich. Ist doch das Buch heute ein relativ unattraktives – weil stilles, langsames Medium, dass Zeit und Konzentration Braucht.

Damit sind wir bereits bei den beiden, in meinen Augen, wichtigsten Punkten. Ich brauche Zeit um ein Buch zu lesen und muss mich dabei Konzentrieren. Es ist schwer für einen Jugendlichen der eine Höhere Schule besucht, sich diese Zeit zu nehmen, wenn er um fünf Uhr erschöpft vom langen Schultag nach hause kommt, noch lernen und andere Dinge erledigen muss. Noch schlimmer mag die Situation für einen Kfz-Mechaniker-Lehrling aussehen, der vielleicht zeitlebens auch von seinen Eltern mitbekommen hat, dass lesen Zeitvergeudung sei. Wie auch immer, es bleibt zumindest noch der Abend übrig. Jetzt hätte man eigentlich noch ein paar Stunden in denen man sich einem Buch widmen könnte. Jetzt kommt aber die zweite Bedingung ins Spiel, die es braucht um ein Buch zu lesen: Man muss sich konzentrieren. Man musste sich aber schon den ganzen Tag über in der Schule oder in der Werkstatt konzentrieren. Deshalb und weil der Mensch von Natur aus ein faules Wesen ist widmet er sich lieber einer anderen Abendbeschäftigung.

Zum Beispiel einem anderen Medium: dem Fernsehen. Der Fernseher als größter Feind des Buches. Langweilig. Es wurden schon zu viele Aufsätze verfasst denen diese Quintessenz zu Grunde lag. Und dennoch, es bleibt eine Tatsache.

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